Mit vier Bezirken wird begonnen, bis Sommer 2020 soll es dann für alle 23 Bezirke durch Verordnung festgelegte Klimaschutzgebiete geben.

Foto: Wien Energie/FotobyHofer/Christian Hofer

Um bis zu 7,6 Grad könnten die sommerlichen Hitzeperioden im Jahr 2050 in Wien heißer sein als heute, das berechneten Forscher der ETH Zürich und publizierten diese dramatischen Prognosen erst vor wenigen Wochen (DER STANDARD berichtete). Wiens neue grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein, amtsführende Stadträtin u. a. für Stadtentwicklung und Klimaschutz, will nun mit der Schaffung sogenannter Klimaschutzgebiete gegensteuern. Im gesamten Stadtgebiet sollen solche Gebiete definiert werden. Konkret werden bis Sommer 2020 per Verordnung Energieraumpläne für alle Bezirke erlassen; die rechtliche Basis für diese Verordnungen wurde mit der jüngsten Bauordnungsnovelle hergestellt.

Keine fossilen Energieträger mehr

In diesen Gebieten sollen Öl- oder Gasheizungen im Neubau künftig untersagt sein. Was Öl betrifft, ist das keine Schwierigkeit, denn Ölheizungen im Neubau hat die Stadt ohnehin bereits verboten. Gas ist aber nach wie vor eine erlaubte Variante. Die Abkehr davon will die Stadt mit der Forcierung von erneuerbaren Alternativen schmackhaft machen. "Heizung, Kühlung und Warmwasseraufbereitung der neu errichteten Gebäude müssen entweder über Erneuerbare wie Erdwärme, Solarenergie, Biomasse oder über Fernwärme erfolgen", erläuterte der Leiter der Energieplanung der Stadt Wien (MA 20), Bernd Vogl. Er sprach in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Hebein und Grünen-Planungssprecher Peter Kraus am Mittwoch unter anderem auch von günstigeren Fernwärme-Angeboten für Bauträger.

Die ersten Klimaschutzgebiete sollen laut Hebein schon demnächst in den Bezirken zwei, drei, sieben und 16 geschaffen werden. Sie sollen dann unter anderem auch im Online-Stadtplan auf wien.gv.at ausgewiesen werden (wo es schon heute übrigens Kataster für Wind-, Erdwärme- und Solarpotenziale innerhalb des Stadtgebiets gibt). Die übrigen Bezirke sollen folgen, und damit auch sehr bald jene, in denen am meisten gebaut wird, wie Floridsdorf und die Donaustadt. Für diese Bezirke seien mehr Vorbereitungsarbeiten nötig, erklärte Vogl.

Vorbild Mühlgrundgasse

Im 22. Bezirk wird aber auch ohne Verordnung bereits an einem Wohnbau gebaut, wie ihn sich Hebein, Kraus und Vogl künftig in den Klimaschutzgebieten wünschen. In der Mühlgrundgasse in der Nähe der U2- und S-Bahn-Station Stadlau errichtet der gemeinnützige Bauträger Neues Leben gemeinsam mit dem gewerblichen Bauträger M2 plus Immobilien und nach Plänen von Thaler Thaler Architekten eine Wohnanlage mit rund 160 Einheiten, die im Herbst übergeben werden. Die Anlage im Niedrigenergiestandard, die auch über großzügige Freiräume und einen gemeinschaftlichen Garten verfügt, wird mit Erdwärme geheizt und gekühlt, wobei auch überschüssiger Windstrom genutzt wird.

Kleinwindkraftwerke, die direkt an Gebäuden errichtet werden, dürften allerdings in Wien weiterhin nicht genehmigt werden. Solche Kleinanlagen seien wenig effektiv, sagte Vogl, und es gebe wenige technische Fortschritte in diesem Segment. "Wir sagen den Bauträgern meist: 'Wenn ihr die Dachfläche dafür frei habt, dann macht lieber Photovoltaik.'" (1.8.2019)