Sasha Luss spielt ein Moskauer Mädchen, das Model in Paris wird, eigentlich aber Spionin ist. Luc Besson bringt im Film neben der hanebüchenen Geschichte auch noch viel Geballer unter.

Foto: Constantin Film

Wir wissen das seit Germany’s Next Top Model: So ein Modelleben ist kein Zuckerlecken. Allein bis man ordentlich frisiert, geschminkt und aufgemascherlt ist, dauert das seine Zeit. Dazu noch dauernd im Scheinwerferlicht, schlecht für die Haut. Konkurrenzkampf, Verdrängungswettbewerb. Hungern gegen Arbeitslosigkeit. Instagrammen für die Fans. In Flugzeugen wohnen und zwischendurch privat gepaparazzit werden, um sich dann gerade noch vor dem Rentenalter mit Mitte 30 einen britischen "Geschäftsmann" als Ehegatten zu schnappen, ne du.

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Tagesfüllend ist so ein Job trotzdem nicht. Deshalb drängt Frauenversteher Luc Besson in seinem jüngsten, immer auch ein wenig auf artsy-fartsy machenden Hochglanzthriller Anna seine gewohnt sehr junge Protagonistin wieder einmal in einen Nebenjob als Berufskillerin. Starke Frauenfiguren, in deren Hintergrund natürlich Vaterfiguren wirken (einer muss ja für das Denken zuständig sein), sind spätestens seit Nikita eine Spezialität des Regisseurs.

Immerhin fällt Besson nicht nur beruflich durch sein jahrzehntelanges Naheverhältnis zu sehr jungen Frauen auf. Das fünfte Element oder Leon seien hier als Erinnerungsstützen erwähnt. Auch hinter der Kamera, so liest man spätestens seit dem Aufkommen der #MeToo-Bewegung, weiß der konsequent mit junger Begleitung an seiner Seite auftretende Altmeister mit Übergriffsvorwürfen und einer (niedergelegten) Vergewaltigungsklage zu überraschen.

Kernkompetenz knallharte Killerin

Nach dem Fantasyflop Valerian – Die Stadt der tausend Planeten von 2017 hat sich Besson mit Anna nach Nikita (2000) und Lucy (2014) nun wieder einmal auf seine Kernkompetenz besonnen. Er jagt eine knallharte Killerin durch zwei Stunden auf dem jeweiligen technischen Stand der Dinge befind liche Action-Choreo, schön ausgeleuchtete Settings und eine hanebüchene Geschichte, die dem Regisseur und Autor Besson keine Produktionsfirma der Welt abgenommen hätte, weswegen er den Film auch selbst produzierte.

Anna wird blond und vollkommen farblos gespielt von Sasha Luss, einem ehemaligen Lieblingsmodel von Karl Lagerfeld. Unsere hübsche Heldin wird auf einem Moskauer Markt als Model entdeckt und performt bald darauf schon als Supermodel in Paris. Sie wird 1990 vom KGB in Gestalt der kettenrauchenden, also super bösen Führungsoffizierin Olga (Helen Mirren) und Recruiter Alexander (Luke Evans) für fünf Jahre angeheuert, verdeckt als Mörderin zu arbeiten. Shootings mit viel Haut, Kamera und Pistole.

Biblisch alt, Sache erledigt

Die CIA kommt allerdings dazwischen (Cillian Murphy), und es entsteht nicht nur ein Doppelagententum, sondern auch ein erotisches Dreiecksverhältnis, in das sich kurz auch eine natürlich sehr ästhetisch gefilmte lesbische Szene einfügt (nicht mit Helen Mirren!). Dazwischen Geballer.

Mirren kann den Film nicht retten. Von Luss als Schauspielerin werden wir, sie ist in der Welt Bessons immerhin schon biblische 26, nicht mehr viel hören. Aufgrund der Sache mit #MeToo sind bislang keine weiteren Filmproduktionen Bessons geplant. Peng, peng, Sache erledigt. (Christian Schachinger, 19.7.2019)