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Mehr als jeder Dritte wünscht ein weiteres politisches Engagement für Bierlein.

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Linz – Würde schon jetzt gewählt und nicht erst am 29. September, dann würde die ÖVP mit 36 Prozent einen klaren Wahlsieg erringen. Allerdings: Die Werte der ÖVP und insbesondere jene des Parteichefs Sebastian Kurz sehen im Vergleich zur Juni-Umfrage des Linzer Market-Instituts deutlich schlechter aus. Im Juni sagten bei der – hypothetischen – Kanzlerfrage noch 39 Prozent, dass sie Kurz direkt wählen würden, wenn man das könnte, nunmehr sind es 34 Prozent.

Leicht erholt in der Kanzlerfrage zeigen sich dagegen Norbert Hofer von der FPÖ (derzeit 13 statt zehn Prozent im Juni) und SP-Chefin Pamela Rendi-Wagner (13 statt zwölf Prozent).

Bis zu 19 Prozent für Bierlein als Kanzlerin

Nach wie vor stark ist die Zustimmung zur amtierenden Kanzlerin Brigitte Bierlein: Obwohl sie gar nicht zur Wahl stehen dürfte, würden sie 17 Prozent gern als Kanzlerin wählen. Zwei weitere Prozentpunkte kommen bei der Nachfrage an Unentschlossene dazu.

Market-Chef Werner Beutelmeyer: "Obwohl oder vielleicht sogar weil sich Frau Bierlein politisch nicht äußert, wird ihr eine gute Amtsführung bescheinigt, mehr als ein Drittel der Wahlberechtigten wünschen sich, dass sie in der Politik bleibt."

Ein kurzer Steckbrief: Diese Minister sitzen in der Übergangsregierung
DER STANDARD

Bessere Noten als Regierungen Kurz und Faymann

In Zahlen: 56 Prozent der 807 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten sagen, die Regierung Bierlein sei "alles in allem gut für Österreich". Die Regierung Kurz kam gleich nach ihrer Angelobung 2017 auf 53 Prozent, die Regierung Faymann II im Jahr 2013 auf 30 Prozent. Besondere Zustimmung zur derzeitigen Regierung kommt von SPÖ- und Neos-Wählern.

DER STANDARD ließ weiter fragen: "Haben Sie den Eindruck, dass die neue Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein von den Parteien unabhängig ist oder eher nicht?" Daraufhin bescheinigten 61 Prozent der Kanzlerin Unabhängigkeit, 21 Prozent bestritten diese. Die FPÖ-Anhänger sind sogar mehrheitlich der Ansicht, Bierlein sei nicht unabhängig.

35 Prozent wünschen weiteres Engagement

"Noch eine Frage zu Brigitte Bierlein: Wenn nach der Wahl eine neue Regierung gebildet wird, scheidet Brigitte Bierlein voraussichtlich aus der Politik aus. Ist dies Ihrer Meinung nach gut, dass Brigitte Bierlein da die Politik verlässt, oder soll Brigitte Bierlein auch nach der nächsten Wahl noch eine politische Funktion in Österreich ausüben?" Hier sagt zwar die Mehrheit von 43 Prozent, dass es gut ist, wenn sich Bierlein wieder zurückzieht, aber 35 Prozent würden sie in der Politik halten wollen. Besonders hoch ist hier wiederum die Zustimmung der Anhänger der bisherigen Oppositionsparteien sowie der Grünen. Zudem findet Bierlein bei Frauen überwiegend Anklang, während Männer deutlich sagen, dass sie sich zurückziehen sollte.

Natürlich stellt sich die Frage, für welche Position man Bierlein denn geeignet finden würde. Die Befürworter einer weiteren politischen Position für Bierlein würden sie gern als Nationalratspräsidentin (75 Prozent), Ministerin (70), Nationalratsabgeordnete (63) oder als Nachfolgerin von Alexander Van der Bellen im Amt des Bundespräsidenten sehen. 54 Prozent ihrer Anhänger wären dafür, dass Bierlein Bundeskanzlerin bleibt. Das habe auch damit zu tun, dass Bierlein den Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten so gut gefällt, erklärt Beutelmeyer: "Nur rund die Hälfte der SPÖ-Präferenten wünscht sich Rendi-Wagner als Bundeskanzlerin, etwa ein Viertel der SPÖ-Wählerschaft hätte lieber Brigitte Bierlein weiter im Amt." All das sind freilich bloß Gedankenspiele, denn Bierlein kandidiert nicht für den Nationalrat und dürfte auch kein anderes Amt anstreben.

Nach aktueller Hochrechnung liegt derzeit die ÖVP bei 36 Prozent, die SPÖ mit 21 Prozent nur knapp vor der FPÖ (20), die Grünen kommen auf elf, die Neos auf zehn und Jetzt auf ein Prozent. (Conrad Seidl, 15.7.2019)