Wien – Es hat sich als gastronomische Institution an der Alten Donau in Wien etabliert: An gemütlichen Sommertagen kam es schon einmal vor, dass im Großlokal Strandcafé an nur einem Tag mehr als 2.000 Portionen Spareribs vom Holzkohlengrill auf dem Floß in den beiden Gastgärten oder im Restaurant serviert wurden. Von Bier, Spritzer oder Steckerlfisch gar nicht zu reden. Gleich 800 Sitzplätze standen nach einem umfangreichen Umbau und einer Erweiterung seit Juni 2017 zur Verfügung.

Seit neun Monaten herrscht im Strandcafé aber tote Hose, da kann das Wetter noch so schön und der Ausblick in Richtung Hochhäuser bei der Donau City noch so einladend sein.

Bis zum 10. September 2018 bot allein das Floß des Strandcafés Platz für mehr als 250 Gäste. Seitdem herrscht hier tote Hose.
Ayham Yossef

Der Betrieb musste nach massiven Anrainerprotesten per 10. September 2018 schließen und hat seither nicht mehr aufgesperrt. 70 Mitarbeiter waren von dieser Maßnahme betroffen. Floß und Gastgärten stehen leer, die Vorhänge an der Glasfront des Lokals sind zugezogen. Und es sieht nicht danach aus, dass sich am Status quo des Strandcafés in naher Zukunft etwas ändern wird.

Genehmigung wurde aufgehoben

Der Grund für die Schließung ist ein Urteil des Landesverwaltungsgerichts Wien, in dem die gewerberechtliche Genehmigung des Lokals mitten im Wiener Freizeitgebiet Alte Donau aufgehoben wurde. Der Betreiber, der Wiener Großgastronom Owsep Yeritsyan, musste um eine neue Genehmigung ansuchen. Das Ergebnis ist nach wie vor ausständig.

Hintergrund ist ein seit Jahren erbittert geführter Streit zwischen Betreiber und Anrainern, die sich vom Lärm, Rauch und den langen Öffnungszeiten des riesigen Lokals belästigt fühlten. Die Anrainer machten erfolgreich geltend, dass durch eine Änderung der Abgasöffnung für die Indoorgrillflächen sowie eine Abluftöffnung in der Küche mehr Nachbarn vom Rauch betroffen waren.

Das Strandcafé hat seit neun Monaten geschlossen.
Ayham Yossef

Dabei hat das Strandcafé laut Eigenangaben in eine der leistungsstärksten Rauchwaschanlagen Europas investiert, die in der geschlossenen Grillküche zum Einsatz kam. Bei den Betreibern herrscht jedenfalls Frustration ob der Situation. "Wir warten auf die Entscheidung der Behörden", heißt es auf Anfrage von der Pressestelle des Strandcafés. Fest steht bereits jetzt, dass ein beträchtlicher Teil des Sommersaisongeschäfts futsch ist.

Gas- statt Holzkohlegrill

Aufseiten der Anrainer zeigt sich Sprecher Arno Aigner hingegen zufrieden: Im Betriebsanlagengenehmigungsverfahren würden aktuell noch Gutachten von zwei Sachverständigen fehlen. Wann diese vorliegen werden, "konnte uns bisher nicht genannt werden", sagte Aigner. Zudem können die Anrainer im Rahmen einer Stellungnahme weitere Bedenken anmelden, die von der Behörde geprüft werden müssen. Das alles ist mit Zeit verbunden.

Egal wann das Strandcafé wieder öffnen kann: Die Ripperln vom laut Eigenangaben mit sieben Meter Länge "größten Indoorholzkohlegrill Österreichs" wird es dann nicht mehr geben. Denn laut Aigner hat das Strandcafé zuletzt eine Umstellung von Holzkohle- auf Gasgriller bei der Behörde eingereicht. Zudem hat der Betreiber eine Sitzplatzreduktion im hinteren Gastgarten des Lokals eingereicht: Künftig soll das Strandcafé 50 Sitzplätze weniger aufweisen. Die Sperrstunde im hinteren Gastgarten soll um zwei Stunden auf 20 Uhr vorverlegt werden.

Der vordere Gastgarten des Lokals.
Ayham Yossef

Nicht der erste Wickel mit Anrainern

Es ist übrigens nicht das erste heftige Gwirkst des Strandcafés mit den Anrainern: Denn schon vor der Neueröffnung des Lokals im Juni 2017 gingen die Wogen an der Alten Donau hoch. So beschwerten sich Anrainer, dass die Pläne für den Abriss und Neubau des Lokals – dessen Ursprünge fast 100 Jahre zurückreichen – viel zu mächtig ausgefallen sind. Das Projekt musste redimensioniert werden: von 1.034 Plätzen auf rund 800. Das "alte" Strandcafé wies rund 600 Sitzplätze auf.

Wesentlich ruhiger gingen der Umbau und die Erweiterung des ehemaligen Restaurants Neu Brasilien an der Alten Donau, nur wenige Hundert Meter vom Strandcafé entfernt, vonstatten.

Das Floß des Bootshauses während der Umbauphase im Frühling.
Foto: krud

Das Projekt des umtriebigen Gastronomen Berndt Querfeld (Landtmann, Café Mozart, Crossfield’s etc.) nennt sich Das Bootshaus und ist samt Floß- und Gastgarten rechtzeitig in die Sommersaison gestartet. Gemäß dem Motto "Alles außer Spareribs" wird hier auf Fisch, Meeresfrüchte und Aufstrichbrote gesetzt. (David Krutzler, 6.6.2019)

Stimmen der Anrainer nach der Schließung im September
DER STANDARD