Es ist ein Widerspruch: Auf der einen Seite hat sich die Stadt Wien vorgenommen, historische Gebäude zu schützen, und deshalb 2018 eine Novelle der Bauordnung beschlossen, wonach jeder Abriss von Häusern, die vor 1945 errichtet wurden, eigens genehmigt werden muss. Auf der anderen Seite lässt sie historische Kliniken auf dem Areal des AKH in Wien seit Jahren verfallen – mit dem offensichtlichen Ziel, einen Zustand der Gebäude zu erreichen, der sie nicht mehr erhaltenswert macht.

Letzteres Verhalten ist genau das, was privaten Immobilienspekulanten vorgeworfen wird: dass sie ihre Gebäude so lange vergammeln lassen, bis es keinen anderen Ausweg mehr gibt, als mit der Abrissbirne zu kommen.

Die Stadt Wien geht mit dem AKH mit schlechtem Beispiel voran. Dabei gibt es Krankenhäuser, bei denen der Erhalt alter Gebäudeteile gut funktioniert hat. Das LKH-Universitätsklinikum in Graz ist eine der wenigen Jugendstilgroßanlagen in Österreich. Es besteht aus 29 im Secessionsstil errichteten Gebäuden, die 1912 fertiggestellt wurden. Auch hier gab es immer wieder moderne Zubauten, dennoch zeigen sich Kenner beeindruckt von der städtebaulichen und architektonischen Geschlossenheit.

Der Erhalt alter Bauten wäre auch für das Wiener Krankenhaus ein hehres Ziel. Rot-Grün hat es in der Hand, den Abbruch der Kliniken aus der Ringstraßenära zu verhindern. Die Instrumente dafür hat es sich selbst in die Hand gelegt. (Rosa Winkler-Hermaden, 3.4.2019)