Am häufigsten entsteht eine Gastritis durch die langfristige Einnahme von Schmerz- und Rheumamedikamenten. Früher galt das Bakterium Helicobacter pylori als Hauptursache.

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Viele Menschen denken bei Schmerzen im Oberbauch, Völlegefühl und Übelkeit an eine Gastritis. Tatsächlich handelt es sich aber oft um eine Dyspepsie, eine Verdauungsstörung. Der Unterschied: Eine Gastritis ist eine Entzündung der Magenschleimhaut, die unter dem Mikroskop sichtbar ist. Bei der Dyspepsie ist das nicht der Fall. Die Störung der Magenfunktion lässt sich nicht auf eindeutige organische Ursachen zurückführen. "Viele Menschen haben dyspeptische Beschwerden, aber keine Gastritis", erklärt Rainer Schöfl, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie.

Ein Drittel der Erwachsenen in Österreich leidet tatsächlich an Gastritis. Die Hälfte davon sind über 50 Jahre alt. Akute Gastritis tritt zum Beispiel nach einem heftigen Abend mit viel Alkohol oder deftigem Essen, als psychosomatische Reaktion oder bei der vorübergehenden Einnahme von schmerzstillenden Medikamenten, die als Nebenwirkung dem Magen zusetzen, auf. Sie klingt meistens von selber wieder ab, kann aber auch in einen chronischen Zustand übergehen.

Dem Magen Zeit geben

Wie also auf Magenprobleme reagieren? Wichtig ist: dem Magen Zeit geben und abwarten. Bei heftigen Beschwerden muss sofort gehandelt werden. Sind sie leicht bis mittelschwer, rät Schöfl zwar zu einem Arztgespräch. "Man sollte der Krankheit aber trotzdem die Chance geben, von selber wieder abzuklingen", empfiehlt er. Ein angemessener Zeitraum dafür sind rund zwei Wochen.

Beim Arzt werden häufige Auslöser besprochen. Zu ihnen gehört etwa die Einnahme von Schmerz- oder Rheumamitteln. Werden diese vorübergehend weggelassen, verschwinden womöglich auch die Symptome. Auch Reisen in subtropische oder tropische Gebiete oder psychosomatische Ursachen wie Stress und Ängste nach belastenden Lebenssituationen wie einer Scheidung oder finanzielle Probleme können sich zwischenzeitlich auf den Magen schlagen.

Zunächst empfiehlt der Experte magenfreundliche Tees – etwa aus Anis, Kümmel, Fenchel, Tausendgüldenkraut, Kamille oder Wermutkraut. Auch medikamentöse Säurehemmer können Linderung verschaffen.

Magenspiegelung gibt Aufschluss

Bleiben die Magenschmerzen nach der zweiwöchigen "sanften Therapie" bestehen, wird üblicherweise eine Magenspiegelung gemacht. "Hauptziel ist es, gefährliche Erkrankungen wie Magenkrebs oder ein Magengeschwür auszuschließen", erklärt Schöfl. Zugleich kommt die obligate Gastritisdiagnose hinzu. Dafür werden mehrere Proben aus unterschiedlichen Teilen der Magenschleimhaut entnommen und mikroskopisch untersucht. So lässt sich erkennen, ob tatsächlich eine Gastritis vorliegt und um welchen Typ – A, B oder C – es sich handelt.

Gastritis Typ C wird durch Medikamente ausgelöst

In Österreich war Typ B früher am verbreitetsten, heute ist Typ C die häufigste Form von Gastritis. Das ist jene Form, die sich am schlechtesten behandeln lässt. Einerseits wird sie durch magenfeindliche Medikamente, vor allem Schmerz- und Rheumamittel, ausgelöst. Weil Patienten schlecht auf ihre Arzneien verzichten können, hilft die zusätzliche Einnahme eines Magenschutzes. Dabei handelt es sich um einen Säurehemmer in Form eines Protonenpumpenblockers, der die Produktion der Magensäure senkt. "In den allermeisten Fällen können damit Beschwerden verhindert werden", sagt Schöfl. Studien haben allerdings gezeigt, dass diese Medikamentenkombination zu Entzündungen im Dünndarm führen kann.

Gastritis vom Typ C kann auch entstehen, indem der Dünndarmsaft in die falsche Richtung und damit zurück in den Magen fließt. "Der Schließmuskel funktioniert nicht richtig, der Dünndarmsaft wirkt im Magen als Reizmittel, und die Schleimhaut reagiert darauf mit Entzündungen", erklärt Schöfl. Der Einsatz sogenannter Prokinetika ist wegen der möglichen Nebenwirkungen, die dem Herzen schaden, nicht mehr Stand der Medizin. Deshalb werde heute auf Phytotherapeutika, Arzneimittel auf pflanzlicher Basis, ausgewichen – von Tees über alkoholischen Lösungen in Tropfenform bis hin zum pflanzlichen Mischpräparat.

Bakterium Helicobacter pylori verursacht Gastritis Typ B

Gastritis Typ B wird vom Bakterium Helicobacter pylori ausgelöst. In Österreich sind rund 20 Prozent der Menschen damit infiziert. In Ländern mit schlechten Hygienestandards trägt ein Großteil der Menschen den Keim in sich. Wahrscheinlich wird man mit dem Bakterium durch Speichel – von der gemeinsamen Benützung eines Löffels bis hin zum Zungenkuss – angesteckt. In der Regel erhalten Patienten eine zweiwöchige Therapie, bei der zweimal täglich Säurehemmer und zweimal täglich Antibiotika eingenommen werden. Ein großer Teil kann dadurch geheilt werden.

Helicobacter pylori begünstigt die Entstehung von Geschwüren und Magenkrebs. Die Wahrscheinlichkeit, daran zu erkranken, liegt aber im geringen Prozentbereich. Ist bereits ein Geschwür erkennbar, muss das Bakterium deshalb aber auf jeden Fall abgetötet werden. Bei besonders schweren Formen von Gastritis Typ B wird der Patient im Dreijahresrhythmus im Rahmen eines Karzinom-Überwachungsprogramms durchgecheckt.

Typ A, die Autoimmungastritis, kommt selten vor

In Österreich leiden vergleichsweise wenige Menschen an Gastritis Typ A. Bei der sogenannten autoimmunen Gastritis wendet sich das körpereigene Abwehrsystem gegen die Magenschleimhaut. In der Folge entzündet sie sich. Obwohl mit relativ geringen Beschwerden verbunden, schrumpft die Schleimhaut, wird dünn, funktionsarm und produziert nicht mehr ausreichend viel Säure.

Die Folge: Schwierigkeiten mit der Verdauung, Eisen und Vitamin B12 können nur mehr schlecht aufgenommen werden, Störungen der Blutbildung können auftreten. Behandeln lässt sich diese Form der Gastritis nicht. Mit Hausmitteln kann versucht werden, die Symptome zu lindern. Da eine dünne Schleimhaut ebenfalls die Entstehung von Magenkrebs und Karzinoiden fördern kann, werden Betroffene alle ein bis zwei Jahre gastroskopiert.

Alles meiden, was die Magenschleimhaut reizt

Fazit: Gastritis lässt sich nicht verhindern. Bei nicht akuten Magenproblemen gilt: erst abwarten, dann handeln. Danach gibt eine Magenspiegelung Aufschluss über die Art der Erkrankung. Darüber hinaus sollte man generell alles meiden, was die Magenschleimhaut reizt. Dazu gehören etwa Rauchen, ein Übermaß an Alkohol, zu viel scharfes oder heißes Essen und Stress. "Faktoren wie diese verhindern die Gastritis zwar nicht, ein sorgsamer Umgang damit fördert aber das Wohlbefinden im Falle einer Erkrankung wesentlich", sagt Schöfl. Wer bereits an Gastritis leide, solle außerdem beobachten, welche Lebensmittel und Getränke gut und weniger gut vertragen werden. (Maria Kapeller, 21.5.2018)