Wie selbstfahrende Autos funktionieren.

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Dieser Unfall könnte den Weg der Autobranche zu selbstfahrenden Autos stark beeinflussen. Deshalb wird der Tod einer Fußgängerin, die in Arizona von einem Uber-Roboterwagen überfahren wurde, von mehreren US-Behörden untersucht. Laut Polizei trifft Uber aber möglicherweise keine Schuld.

Nach dem ersten tödlichen Unfall mit einem selbstfahrenden Auto laufen die Ermittlungen an. Ein Team der US-Verkehrsbehörde NHTSA traf in der Stadt Tempe in Arizona ein. Dort war am Sonntagabend eine Frau, die die Fahrbahn überquerte, von einem Roboterwagen von Uber auf einer Testfahrt erfasst worden und im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen.

"Aus dem Schatten auf die Fahrbahn"

Laut Polizeiangaben war das Fahrzeug mit rund 64 km/h unterwegs, und es gab keine Hinweise, dass es gebremst hatte. Die erlaubte Geschwindigkeit auf dem Streckenabschnitt waren gut 56 km/h Stunde (35 Meilen pro Stunde). Die 49-jährige möglicherweise obdachlose Frau ging über die Fahrbahn außerhalb eines Fußgängerübergangs und schob nach Angaben der Polizei ein Fahrrad neben sich.

Polizeichefin Sylvia Moir sagte dem "San Francisco Chronicle", das Video einer Kamera des Uber-Wagens zeige, dass die Frau "direkt aus dem Schatten auf die Fahrbahn getreten" sei. "Es ist klar, dass dieser Zusammenstoß in jedem Modus, ob autonom oder manuell, schwer zu verhindern gewesen wäre." Zugleich sei der nächste Fußgängerübergang knapp 100 Meter entfernt gewesen.

Die NHTSA nahm Kontakt mit Uber, den lokalen Behörden und auch dem Autobauer Volvo auf, dessen Fahrzeuge für Roboterwagen des Fahrdienstvermittlers umgebaut werden. Die Unfallexperten der Untersuchungskommission NTSB nehmen sich ebenfalls des Falls an. Sie treten bei Flugzeugabstürzen, aber auch anderen bedeutenden Unfällen auf den Plan, aus denen möglicherweise für das gesamte Verkehrssystem relevante Erkenntnisse folgen können.

Vorläufiger Stopp der Testfahrten

Uber teilte mit, mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten, und stoppte vorläufig alle Testfahrten mit selbstfahrenden Autos. Der Fahrdienstvermittler testet seine Roboterwagen auch in San Francisco, Pittsburgh und Toronto.

Uber ist eines von mehreren Dutzend Unternehmen, die eigene Systeme für autonom fahrende Autos entwickeln und auf öffentlichen Straßen in den USA testen. Das Roboterwagen-Programm war von Anfang an von Problemen belastet. Gleich am ersten Testtag in San Francisco wurde ein Uber-Wagen dabei gefilmt, wie er über eine rote Ampel fuhr. Zudem weigerte sich Uber zunächst, die nötige Lizenz zum Testen von Roboterautos zu beantragen und wurde zeitweise von der Straße verbannt. Vor gut einem Jahr klagte die Google-Schwesterfirma Waymo mit dem Vorwurf, bei Uber werde von ihr gestohlene Roboterauto-Technologie verwendet. Die Klage wurde vor kurzem fallengelassen, belastete aber das Uber-Programm.

Weniger Unfälle zentrales Argument

Bei dem Streit ging es speziell um die Technologie sogenannter Laser-Radare, mit denen die meisten selbstfahrenden Autos ihre Umgebung abtasten. Uber musste als Teil des Vergleichs sicherstellen, dass in den Fahrzeugen keine Waymo-Technologie zum Einsatz kommt.

Dass 90 Prozent der Unfälle auf Fehler von Menschen zurückgingen und die Technik autonomer Fahrzeuge sie verhindern werde, ist ein zentrales Argument der Entwickler von Roboterwagen. Zugleich bereitete sich die Branche darauf vor, dass es irgendwann auch einen Unfall mit Todesfolge mit selbstfahrenden Autos geben werde. Nach Angaben der NHTSA starben im Jahr 2016 mehr als 37.000 Menschen auf US-Straßen, und die Zahl der getöteten Fußgänger stieg um neun Prozent an.

Autonome Autos in Österreich

Auch in Österreich finden Tests mit selbstfahrenden Fahrzeugen statt, genauer mit Heeresfahrzeugen, Bussen und Autobahnassistenten, wie das Verkehrsministerium dem STANDARD sagt. Rund zehn Unternehmen testen insgesamt ihre Produkte. In Österreich muss zudem immer eine Person mit an Bord sein, um eingreifen zu können. Zu Unfällen sei es noch nicht gekommen, so das Ministerium in der Stellungnahme.(APA, red, 20.3.2018)