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Die Rapidler Stefan Schwab (links) und Joelinton hatten einiges zu feiern.

Foto: REUTERS/Leonhard Foeger

Wien – "Fresst sie heut mit Haut und Haaren", stand auf dem riesigen Transparent geschrieben, das die Rapidfans von der Westtribüne, die eigentlich im Süden des Allianz Stadions liegt, vermutlich in stundenlanger Kleinarbeit gebastelt hatten. Sie meinten die Belgier vom KRC Genk, hofften also auf großen Appetit, die Gruppenphase der Europa League ist ja für österreichische Verhältnisse etwas Schönes, fast das Maximum im Fußball, jedenfalls ein Festmahl. Trainer Mike Büskens wollte "kompakt sein, die Räume eng machen, die Türen verschlossen halten und mit dem nötigen Risiko und Esprit in die Box kommen."

Die Anfangsphase war vor 21.800 Zuschauern auch durchaus ansprechend, das Spiel wurde immer wieder verlagert, Joelinton köpfelte drüber (8.). Aber es war schon in dieser Phase zu sehen, dass Genk eine richtig gute Mannschaft ist, die nicht gewillt ist, sich fressen zu lassen. Sie schaltete perfekt um, ein Reflex von Richard Strebinger verhinderte das 0:1 durch Kapitän Thomas Buffel (22.).

Prachttreffer zum 0:1

Bei Rapid wechselten Licht und Schatten, Kapitän Stefan Schwab ließ auf eine gute Aktion sofort eine schwache folgen. Louis Schaub hingegen war ausschließlich im Licht, der Isländer Arnor Traustason dafür eher in der Finsternis. 29. Minute: Ein Konter von Genk aus dem Bilderbuch, der 19-jährige Flügelstürmer Leon Bailey, ein Jamaikaner, dessen Marktwert acht Millionen Euro beträgt, zieht aus knapp 20 Metern ab. Der Schuss landet in der Kreuzecke zum 0:1, schöner geht es nicht, für Rapid war es aber absolut hässlich. Der Schock hielt an, ein weiterer Reflex von Strebinger verhinderte das 0:2 (43.).

Grün-weiße Reaktion

Die Pause hat den Rapidlern offensichtlich gut getan. Jedenfalls begannen sie die zweite Halbzeit richtig energisch, sie erteilten der Schlamperei eine Absage. Und Schwab sollte im grellen Licht strahlen. 51. Minute: Nach Zuspiel von Schaub gleicht er per strammem Schuss aus. Und es wurde heller und heller. 59. Minute: Joelinton erkämpft sich an der Mittellinie den Ball, macht sich unwiderstehlich auf die Reise, der 20-jährige Brasilianer behält die Übersicht, erzielt abgeklärt das 2:1. Büskens rutschte beim Jubeln aus, blieb unverletzt. 60. Minute: Das 3:1 machen sich die Belgier selbst, ein skurriles Eigentor von Goalie Marco Bizet, er verfehlt einen Rückpass deutlich, der Ball hat sich versprungen. Und Genk war tatsächlich aufgefressen.

In der 62. Minute wurde Steffen Hofmann eingewechselt, Schwab überließ ihm artig die Schleife. Rapid spulte den Rest solide ab, kam aber doch noch in Gefahr. 90. Minute: Ein sinnbefreites Foul von Mario Pavelic im Strafraum, Bailey nimmt das Elfergeschenk an, verkürzt auf 2:3. Abpfiff. Strebinger sagte: "Einfach nur geil." Die andere Partie der Gruppe F zwischen Sassuolo und Athletic Bilbao endete 3:0 für die Italiener, Rapid macht am 29. September in Spanien weiter. (Christian Hackl, 15.9.2016)

Europa-League/Gruppe F/1. Runde:

SK Rapid Wien – KRC Genk 3:2 (0:1)
Wien, Allianz Stadion, 21.800, SR Kevin Blom (NED)

Torfolge:
0:1 (29.) Bailey
1:1 (51.) Schwab
2:1 (59.) Joelinton
3:1 (60.) Colley (Eigentor)
3:2 (90.) Bailey (Elfmeter)

Rapid: Strebinger – Pavelic, Schößwendter, Dibon, Schrammel – Mocinic, Schwab – Schaub, Szanto (63. S. Hofmann), Traustason (79. Murg) – Joelinton (87. Kvilitaia)

Genk: Bizot – Walsh, Dewaest, Colley, Uronen – Heynen (78. Susic), Ndidi – Bailey, Pozuelo, Buffel (66. Trossard) – Samatta (78. Karelis)

Gelbe Karten: Schwab, S. Hofmann bzw. Pozuelo