Wie eine neue Studie der University of Melbourne zeigt, steigert bereits ein 40-Sekunden langer Anblick von Grün nicht nur unsere Kreativität, sondern auch unsere Produktivität erheblich. Details der Studie – und (inter-)nationale Beispiele, die zeigen, wie es gelingen kann, ein wenig Natur ins Bürosetting zu integrieren. (lib)

Menschen, die 40 Sekunden lang eine Naturlandschaft zu sehen bekamen, zeigten sich im Experiment der australischen Wissenschafter rund um Kate Lee anschließend aufmerksamer: Nach den sogenannten "grünen Mikropausen" passierten ihnen weniger Fehler und sie arbeiteten konzentrierter.

Im Bild: Das "forest office" nahe Bath, westlich von London, geplant und gebaut von Invisible Studios.

Invisible Studios

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Auch in Situationen außerhalb des Büros wirken sich Pflanzen den Studienergebnissen zufolge positiv aus. Beispielsweise überprüften die Forscher die Auswirkungen auf die Hilfsbereitschaft. Das Ergebnis: Menschen zeigten sich nach einer grünen Mikropause eher bereit, anderen unter die Arme zu greifen.

Im Bild: Die Mensa der WU Wien, wo die Wald-Optik zum Einsatz kam.

Foto: APA/Stefan Zenzmaier

40 Sekunden in die Natur zu blicken, reichen offenbar bereits aus. "Als wir die Probanden aufforderten, eine Pause einzulegen, so lange sie wollten, nahmen sie durchschnittlich 40 Sekunden dafür in Anspruch. Danach widmeten sie sich bereits deutlich entspannter wieder ihren Aufgaben", sagten die Wissenschafter zur Harvard Business Review.

Im Bild: Der Indoor-Garten im Office der Cuningham Group Architecture, im kalifornischen Headquarter Culver City. Er wird von den Mitarbeiterinnen bewässert und gepflegt. Im Hinterhof hat die Firma ein Gemüsebeet angelegt.

Foto: Cuningham Group Architecture

Und was bewirkt nun, dass der Anblick von Landschaften Stress reduziert und Aufmerksamkeit steigert? "Natur fasziniert den Menschen, wirkt entspannend auf ihn, ohne dass er sich darauf konzentrieren muss", so die Erklärung der Forscher. Ihre Empfehlung: Wir sollten auch im urbanen Umfeld ausreichend Grünflächen schaffen.

Im Bild: Das mobile Gartenbüro von Micropod.

Foto: Micro Pod

Die Erklärung für das Phänomen geben Gehirnscans: Dort zeigt sich, dass beim Anblick von Natur offenbar jene Bereiche im Gehirn aktiviert werden, die beim Erledigen so genannter "SART"-Tasks (sustained and response task) helfen – also dabei, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren und anderes ausblenden zu können.

Im Bild: Das mobile Gartenbüro von Micropod.

Micro Pod

Zur Rolle von längeren Spaziergängen im Grünen, der Bedeutung von Wochenendausflügen und Urlaub gibt es bereits eine Vielzahl an Literatur. Mit der Erkenntnis, dass bereits ein kurzer Augenblick wieder effektiv machen kann, sind Lee und ihr Team aber die ersten.

Im Bild: Das Büro der Designfirma Buck O’Neill Builders in San Francisco. Architekt: Jones Haydu.

Foto: Buck O'Neill Builders San Francisco

"Es eine einfache, schnelle und effektive Methode, um die Aufmerksamkeit zu steigern", sagen die Forscher. "Und Aufmerksamkeit ist wichtig für sämtliche Aspekte des Arbeitslebens wie beispielsweise das konzentrierte Lesen oder das strategische Denken und Planen."

Im Bild: Das neue Bürogebäude von Easy Credit in Nürnberg.

TeamBank AG/easyCredit

Und ab wann lenkt ein Blick ins Grüne eher ab und verführt zum Tagträumen? "Das haben wir bisher noch nicht herausfinden können", sagen die Forscher. "Weitere Fragen, die noch zu klären sind: Wie können wir diese grünen Mikropausen in unseren Arbeitsalltag integrieren? Wie lang sollten sie optimaler Weise sein? Wie oft müssen wir welche einlegen? Und: Wie lange profitieren wir eigentlich davon?"

Im Bild: Der freiberufliche Jurist und digitale Nomade Andreas Moser richtete sich seinen Arbeitsplatz im Salini National Park auf Malta ein.

Andreas Moser