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Auch E-Gamer halten sich mit leistungssteigernden Medikamenten fit.

Foto: REUTERS/Ina Fassbender

E-Sport erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Millionen Fans verfolgen Turniere zu "Starcraft 2", "League of Legends" oder "DotA 2" über Streams und bei Live-Events. Auch die Gewinne für die E-Sportler steigen. Beim "DotA 2 The International 2014"-Turnier wurden Preisgelder von insgesamt knapp 11 Millionen US-Dollar ausgeschüttet, das fünfköpfige Gewinnerteam erhielt etwa fünf Millionen Dollar. Mit diesem Wachstum gehen Entwicklungen einher, die auch bei als "echter" Sport anerkannten Disziplinen problematisch sind. Ein Profispieler namens "Steven" berichtet gegenüber Eurogamer von einer exzessiven Nutzung leistungssteigernder Medikamente in der kompetitiven Szene.

Gesundheitsrisiko

Adderall, von manchen kompetitiven Spielern auch "Addy" genannt, wird zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivitätsstörung verschrieben, führt allerdings in den richtigen Dosen zu einer erhöhten Konzentrationsfähigkeit und schnelleren Reflexen. Das Medikament ist besonders bei Schülern und Studenten unter Lerndruck beliebt. Eine US-amerikanische Studie schätzte, dass 20 bis 30 Prozent der College-Studenten schon einmal Adderall genommen haben. Die Wirkung ist also ideal für E-Sportler, vor allem, weil es um hohe Preisgelder und Sponsorenverträge geht. Für den verlockenden Erfolg werden auch potenzielle Nebenwirkungen wie Übelkeit, Durchfall, Bronchospasmus , Dyspnoe, Bradykardie, Hypotonie, Herzinsuffizienz, Müdigkeit, Schwindel, Haarausfall, Sehstörungen, Halluzinationen, Schlaflosigkeit, sexuelle Dysfunktion und Erektionsstörungen in Kauf genommen.

Leistung wird gesteigert

"Steven" habe Adderall selbst benutzt und berichtet von einem wesentlich veränderten Spielgefühl: "Es war eine signifikant andere Erfahrung, ein Turnier mit dem Medikament zu bestreiten. Auf Adderall flippte ich nie aus. Stress hatte keinen Einfluss. Adrenalin kann nützlich ein im E-Sport, aber die Vorteile von Adderall waren einfach wesentlich größer." Die Nutzung des Medikaments sei sehr verbreitet und sogar Amateurspieler sollen es nutzen, so "Steven". Sogar bei Turnieren werde es von Rezeptinhabern zu Preisen von zehn bis 40 Dollar pro Tablette verkauft.

Zweifel

Die Vorwürfe werden erwartungsgemäß von Vertretern der E-Sport-Verbände zurückgewiesen. Alexander Müller, Geschäftsführer der E-Sport-Organisation SK Gaming, gibt an, in zehn Jahren noch nie gesehen zu haben, wie auf einem E-Sport-Turnier Adderall verkauft oder genommen wurde. Ebenso behauptet der Geschäftsführer der Electronic Sports League (ESL), Michal Blicharz, dass er zwar Spieler kenne, die Valium zur Nervenberuhigung nehmen, die Nutzung von Substanzen darüber aber nicht hinausgehe. Seiner Meinung nach stehe bei E-Sport bis auf einige Ausnahmen nicht genug auf dem Spiel, um mit Medikamenten zu experimentieren.

Keine Verfolgung

Obwohl viele Turnier-Regelwerke leistungssteigernde Substanzen verbieten, wird Adderall nicht explizit genannt. Riot Games, Entwickler des E-Sport-Phänomens "League of Legends" und die zugehörige Liga LCS testen nicht auf entsprechende Substanzen und bis jetzt gab es keine Ausschlüsse aufgrund der Nutzung von verbotenen Substanzen. Ohne entsprechende Tests ist die Verfolgung von Verstößen kaum möglich. Bjoern Franzen, ehemals zehn Jahre im E-Sport-Marketing tätig, sieht ohne Kontrollen kaum Möglichkeiten, gedopten Spielern auf die Schliche zu kommen: "Es ist schwer zu beurteilen, ob ein Spieler aufgeregt ist weil ihm ein wichtiges Spiel bevorsteht oder weil er vor einer halben Stunde eine Pille geschluckt hat." (ul, derStandard.at, 10.4.2015)