Ida Pfeiffer startete mit einer Reise nach Jerusalem.

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Zentralfriedhof, Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 12: An ihrem 156. Todestag können Besucher und Besucherinnen der großen Weltreisenden Ida Pfeiffer in Wien ihre Aufwartung machen. Für das Ehrengrab hat es nicht gleich gereicht: Erst 34 Jahre nach ihrem Tod am 27. Oktober 1858 konnte der "Verein für erweiterte Frauenbildung" eine Umbettung der Gebeine der damaligen Bestsellerautorin auf den Zentralfriedhof durchsetzen. Ein typisch österreichisches Schicksal, wenn man so will, und das bei einer ganz und gar untypischen Biografie.

Einem vorgezeichneten Leben entkommen

Am 14. Oktober 1797 in Wien als Tochter eines Musselinhändlers und einer Adeligen geboren, schien Ida Reyer ein langweiliges Leben in der besseren Wiener Gesellschaft der Biedermeierzeit vorherbestimmt. Ob es daran lag, dass sie mit fünf Brüdern in Bubenkleidung aufwuchs oder dass der Vater sie wie diese mit Trommeln, Gewehren und Säbeln spielen ließ - jedenfalls wurde sie nach dem Tod des Vaters erst einmal in Frauenkleidung und -beschäftigung gezwungen.

Aber nicht für immer. Mit 23 Jahren riss Ida von zu Hause aus und ehelichte in Lemberg den Advokaten Mark Anton Pfeiffer, der 24 Jahre älter war als sie. Der "Vernunftehe" entsprangen zwei Söhne. Als diese erwachsen und aus dem Haus waren, konnte Ida, inzwischen längst nach Wien zurückgekehrt und über 40 Jahre alt, endlich machen, was sie wollte - wenn auch in sehr beschränktem Maße.

Eine alleinreisende Frau als Sensation

Bildungs- oder gar Forschungsreisen waren in der Mitte des 19. Jahrhunderts in der Regel wohlhabenden Männern vorbehalten. Am ehesten toleriert wurden Pilgerreisen: Genau eine solche führte Ida Pfeiffer 1842 mit dem Dampfer nach Jerusalem. Neun Monate dauerte die Reise, die sie auch nach Konstantinopel, Palästina, in den Libanon, nach Damaskus und nach Ägypten führte.

Eine alleinreisende Frau war damals eine kritisch beäugte Sensation! Ihre Tagebuchaufzeichnungen veröffentlichte Pfeiffer als "Reise einer Wienerin ins Heilige Land" erst anonym. Für eine Dame von Gesellschaft ziemte sich Derartiges nicht, die Familie fürchtete die üble Nachrede. Erst in vierter Auflage erschien das Buch unter ihrem Namen.

Als erste Frau in die "Gesellschaft für Erdkunde"

1847 trat sie ihre erste Weltreise an, die sie unter anderem nach Brasilien, Chile, China und in den Iran führte. Diesmal brachte sie nicht nur Aufzeichnungen, sondern auch Daguerreotypien, seltene Pflanzen, Mineralien und Insekten mit, die teilweise noch heute im Naturhistorischen Museum in Wien zu bewundern sind. 1851 folgte eine weitere Reise nach Südafrika, Borneo, Sumatra, Java sowie Nord- und Lateinamerika.

1856 plante sie eine Australienreise, wurde auf dem Weg dorthin aber in eine Spionageaffäre auf Madagaskar verwickelt. Das Tropenfieber, das sie sich in der Haft einfing, zwang sie auf Mauritius zum Abbruch dieser Reise, die sie unter dem Titel Verschwörung im Regenwald verewigte. Mit Unterstützung Alexander von Humboldt wurde Ida Pfeiffer als erste Frau in die "Gesellschaft für Erdkunde" aufgenommen.

Sie starb 61-jährig in Wien, ihre Bücher, die in sieben Sprachen übersetzt wurden, sind bis heute Anregung und Vorbild für all jene, die sich nicht nur innerhalb der scheinbar vorbestimmten Grenzen bewegen. (Tanja Paar, DER STANDARD, 25./26.10.2014)