Mit dem Schwamm reinigen ist Geschmackssache.

Foto: Lukas Friesenbichler

Pro
Von Stefan Schlögl

Ich gestehe: Ich habe ein Auto, und ich wasche es selbst, zwar nicht in meiner Hauseinfahrt - dazu fehlen Haus und folglich Einfahrt -, aber sonst gern. Lanzenwäsche.

Und nein: Ich bin kein auf Blech umgepolter Frotteur. Mein Auto ist einfach sensibel. Schließlich handelt es sich um einen alten Kämpen, dem eine Art Elektrik aufgepfropft wurde. Ergo verhält er sich zu Wasser wie, sagen wir, die Bundesregierung zu transparenter Budgetpolitik: inkompatibel nämlich. Folglich darf die Lanze nicht in jede Ritze, sonst streiken Digitaltacho oder Starter. Oder beides.

Abseits dieses Spezialproblems empfinde ich als Teilzeit-Kärcherist eine tiefe Befriedigung dabei, Dreck und anderen Straßenschorf per Hochdruckreinigung wegzuphasern. Entscheidend dabei ist Strategie (vom Dach weg beginnen), eine perfekte Schlauch-Choreografie, das kluge Abarbeiten der Waschprogramme bis zum Unterpunkt "Konservieren" sowie Budgetdisziplin (drei Euro). Danach trocknen per Fahrtwind. Bling!

Kontra
Von Karl Fluch

Ich wasche mir Haare und Ohren. Ich putze mir die Zähne, seife meinen Hals ein und schrubbe alles, was die Hygiene auf dem Weg zu den Zehenzwischenräumen sonst noch einfordert. Ich wische Böden, ich bin alt und Freak genug, um hin und wieder sogar Schallplatten zu waschen. No shit. Ich spüle Weingläser. Ich wische Staub mit feuchten Tüchern von Pflanzenblättern. Zur Fensterreinigung gibt es eine Maschine, aber die braucht händische Führung, meine. Ich wische den Herd nach dem Selbstreinigungsprogramm aus, den Kühlschrank sowieso. Ich fische Haare aus dem Duschabfluss und ich reinige den Siphon, bevor sein Inhalt zu leben beginnt. Das und mehr wasche und putze ich trotz einer geschätzten Putzkraft, und zwar zusätzlich zur Lohnarbeit und den Widerständen der Brut bei ihrer Pflege.

Bevor ich also im Zeitalter von Waschanlagen und auf Kosten des Säuremantels meiner sowieso täglich älter und schlaffer werdenden Haut auch noch das Auto händisch wasche, bitte lieber Gott, erschlag mich. (Rondo, DER STANDARD, 4.4.2014)