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Gaza ist ein gefährliches Pflaster für Journalisten.

Foto: AP/Moussa

Sie sind der Zauberstab eines jeden Journalisten. Alle Auslandsjournalisten kennen sie, doch niemand spricht gerne von ihnen: die Fixer. Sie besorgen Kontakte, organisieren Fahrer und übersetzen. Manchmal führen sie sogar Interviews anstelle von Journalisten.

"Hast du das Interview mit Ismail Haniyeh (Premierminister, Hamas, Anm.) im 'Independent' gesehen?", fragt der Fixer Mohamed am Weg vom israelischen Grenzübergang Erez nach Gaza-Stadt. "Das habe ich gemacht", fügt er stolz hinzu.

Der Vorstand von Independent Ltd., Evgeny Lebedev, ist Anfang Jänner höchstpersönlich nach Gaza gekommen, um Haniyeh zu treffen Doch wie bei allen anderen Geschichten kommt Mohamed auch hier nicht vor. Immerhin ist er ja bloß Fixer und nicht Journalist.

"Im Prinzip haben wir vier zentrale Aufgaben", erklärte mir ein anderer Fixer und Journalist während des Abendessens in Gaza-Stadt. Erstens ist ein Fixer ständiger Begleiter und Beschützer, denn immerhin sei Gaza kein Kinderspiel: Erst im April wurde mit dem Italiener Vittorio Arrigoni ein ausländischer Journalist (und Aktivist) entführt und Stunden später ermordet

Zweitens organisiere ein Fixer Interviews und stelle die dafür nötigen Kontakte her. In vielen Fällen ist er damit quasi der Produzent der Geschichte. Drittens könne er auch noch übersetzen, und viertens sei er für die Registrierung der Journalisten im Innenministerium verantwortlich.

200 US-Dollar pro Tag ist die übliche Rate. Dabei ist egal, ob man den Fixer für drei oder sechs Stunden in Anspruch nimmt. Und am Ende folgt meistens dennoch ein Feilschen um alle möglichen Extras. Immerhin ist in Sachen Journalismus zurzeit tote Hose in Gaza. Da will man sich fix das Maximum herausschlagen. Sind die Journalisten zu zweit, verdoppelt sich der Preis.

Während die ständigen Korrespondenten von größeren Medien meist Kosten für Fixer, Transport und Ähnliches absetzen können, stehen die freien Journalisten - schon heute die große Mehrheit der jungen Korrespondenten - oft ziemlich blöd da.

Doch letztlich ist es auch eine Frage des Stils. Vom größeren Risiko abgesehen: Das Gespräch mit dem Nachbarn im Bus wird viel eher Teil einer Reportage werden als der isolierte Blick aus dem Fenster eines Taxis. In diesem Sinne dürfte die finanzielle Benachteiligung freier Journalisten zumindest die Qualität ihrer Reportagen verbessern. (derStandard.at, 8.2.2012)