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Das Anklopfritual vor der Kapuzinergruft.

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Karl Habsburg und seine Familie beim Requiem im Wiener Stephansdom.

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Traditionsverbände beim Salutschuss in der Wiener Innenstadt.

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Wien - Unter Teilnahme hochrangiger aus- und inländischer Trauergäste ist am Samstagnachmittag im Wiener Stephansdom ein Requiem für Otto Habsburg-Lothringen, Sohn des letzten österreichischen Kaisers und ungarischen Königs, zelebriert worden - derStandard.at berichtete live. Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn würdigte Habsburg, der am 4. Juli 98-jährig in Bayern verstorben war, als Friedensstifter. Im Anschluss an die Seelenmesse setzte sich der Trauerkondukt in Richtung der letzten Ruhestätte Habsburgs in Bewegung: der Kapuzinergruft, wo die sogenannte Anklopf-Zeremonie vollzogen wurde.

Schönborn: Otto Habsburg ein "Friedensstifter"

Schönborn, der als Vertreter von Papst Benedikt XVI. den Trauergottesdienst zelebrierte, würdigte das "Lebenswerk des großen Verstorbenen". Es sei der "Versuch" gewesen, das "Unglück des Ersten Weltkriegs wieder gut zu machen". Otto Habsburg habe dem "Friedensprojekt Europa gedient". In seinem Auftrag, seiner Berufung, das "Zusammenleben der Völker und Kulturen, der Sprachen und Religionen zu fördern", sei Otto Habsburg ein "Friedensstifter" gewesen.

Habsburg hat laut dem Kardinal "nicht der Vergangenheit nachgetrauert". Er hat vorgelebt, "wie wir unverkrampft aus dem Gestern für das Morgen schöpfen können". Schönborn betonte weiter, dass Habsburg "Gottesgnadentum" nicht als ein Anrecht auf eine Herrschaftsposition verstanden habe, sondern "zuerst als Verantwortung": "als Auftrag, die anvertrauten Aufgaben, in die wir hineingestellt sind, in Verantwortung vor Gott wahrzunehmen", so der Wiener Erzbischof. "In Sachen Umgang mit der Geschichte dürfen wir in Österreich von ihm lernen."

Die erste Lesung in der Trauermesse wurde vom ältesten Sohn Otto Habsburgs, Karl Habsburg, verlesen, die zweite von dessen Sohn Ferdinand Zwonimir. Die Fürbitten wurden von den sieben Kindern des Verstorbenen gelesen, den Söhnen Karl und Georg, sowie den Töchtern Andrea, Monika, Michaela, Gabriela und Walburga.

3.500 Personen beim Trauerzug

Den Sarg Otto Habsburgs im Stephansdom schmückten zwei Kreuze aus Rosen. Eines stand symbolisch für die sieben Kinder des Verstorbenen, das andere für Enkel und Urenkel. Die Blumengebinde wurden aus jeweils 500 weißen Rosen und 200 roten Nelken zusammengefügt. Auch eine Reliquie von Ottos seliggesprochenem Vater, Kaiser Karl, wurde aufgestellt.

Nach dem zweistündigen Requiem formierte sich auf dem Stephansplatz der Trauerkondukt. Beim Auszug aus dem Dom erklang die Pummerin. Hunderte Mitglieder von Traditionsverbänden in historischen Uniformen begleiteten den Sarg in einem zweistündigen Zug zur Kaisergruft in der Kapuzinerkirche. Im Trauerzug befanden sich 3.500 Personen - an der Spitze Musik, Fahnenabordnungen, Schützen, Ordenskissenträger und Klerus.

"Otto von Habsburg war ein engagierter Europäer"

Zahlreiche Trauergäste, unter ihnen die Monarchen von Schweden, Luxemburg und Liechtenstein, Prinz Hassan von Jordanien, die Ex-Könige von Rumänien und Bulgarien, sowie Spitzenpolitiker aus Georgien, Mazedonien und Tschechien. Auch EU-Kommissar Johannes Hahn und EU-Parlamentspräsident Jerzy Buzek waren unter den Teilnehmern. "Otto von Habsburg war ein engagierter Europäer. Seine Lebensgeschichte zeigt, dass das Schicksal Österreichs in der europäischen Integration liegt", erklärte Buzek.

Mit Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) gaben auch Vertreter der Republik dem Europa-Politiker Habsburg das letzte Geleit. Die Teilnahme von Fischer und Faymann hatte den beiden Sozialdemokraten im Vorfeld Kritik wegen mangelnden "republikanischen Verständnisses" eingetragen. Faymann sagte dazu im ORF-Interview, seine Anwesenheit sei ein Zeichen von Respekt und Mitgefühl für die Familie. Er hob Habsburgs Widerstand gegen den Nationalsozialismus und sein Engagement für die europäische Einigung hervor.

"Wer begehrt Einlass?"

10.000 Schaulustige verfolgten den Weg des Kondukts durch die Wiener Innenstadt, berichtete die Polizei der APA. Eine Protestaktion der Sozialistischen LinksPartei am Herbert-von-Karajan-Platz bei der Wiener Staatsoper verlief friedlich. Laut eigenen Angaben demonstrierten die zwölf Personen gegen "Geschichtsfälschung und den Trauerzug".

Der Trauerzug mit dem Sarg von Otto Habsburg selbst langte am Samstagabend vor der Wiener Kapuzinergruft ein. An der Pforte des Gotteshauses vollzog sich ein Ritual, das schon 1989 bei der Beisetzung von Ex-Kaiserin Zita, Ottos Mutter, zelebriert wurde. Im ersten Teil der Anklopfzeremonie referierte der Zeremonienmeister die historische Herkunft des Verstorbenen, dann die Ehrungen und Funktionen aufgrund eigener Leistung. Der Kapuzinerpater antwortete darauf zweimal "Wir kennen ihn nicht!" Erst als nach der dritten Anfrage, "Wer begehrt Einlass?", die Antwort "Otto - ein sterblicher, sündiger Mensch", lautete, wurde ihm Einlass gewährt. Die Beisetzung von Otto und Regina Habsburg in der Gruft findet im engsten Familienkreis statt. Die Herzurne Otto Habsburgs wird am Sonntag in der Benediktinerabtei Pannonhalma in Ungarn bestattet. (APA)