Mobilfunkstrahlung kann Vorgänge im Körper beeinflussen - etwa die Hirnaktivität im Schlaf. Zu diesem Schluss kommt ein breit angelegtes Schweizer Forschungsprogramm. Doch ob die Strahlung die Gesundheit schädigt, bleibt unklar.

In elf Projekten untersuchten Forscher in den vergangenen vier Jahren die Risiken elektromagnetischer Strahlung - etwa von Funkantennen oder Mobiltelefonen. Am Donnerstag präsentierte der Schweizerische Nationalfonds (SNF) in Bern die Resultate des Programms "Nichtionisierende Strahlung - Umwelt und Gesundheit".

Computer-Simulation

Die Forscher fanden keinen Zusammenhang zwischen der alltäglichen Strahlenbelastung und Störungen der menschlichen Gesundheit. Trotzdem geben sie keine Entwarnung. Viele Wirkungsmechanismen und Risiken seien noch ungeklärt, sagte Alexander Borbely, der Präsident der Leitungsgruppe des Forschungsprogramms.

So zeigte eine Studie unter der Leitung von Niels Kuster von der IT'IS Stiftung, dass der Schutz ungeborener Kinder im Mutterleib verbessert werden sollte. Die Forscher simulierten am Computer, wie viel elektromagnetische Strahlung Föten im dritten, siebenten und neunten Monat der Schwangerschaft abbekommen.

Resultat: Insbesondere moderne Induktionskochherde können zu Strahlenbelastungen führen, die über dem Grenzwert liegen. Das könne etwa Schwangere betreffen, die in Restaurants arbeiteten, sagte Kuster. Wie eine Vertreterin des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) sagte, sind Bestrebungen im Gang, Induktionskochherde strahlungsärmer zu machen.

Mehrere Projekte bestätigten zudem, dass die Strahlung nachweislich bestimmte biologische Prozesse in Zellen und Organen verändert. Forscher am Universitätsspital Zürich fanden zum Beispiel, dass UMTS-Felder die Hirndurchblutung und die Herzfrequenz beeinflussen können.

Eine halbe Stunde

Ein Team um Peter Achermann von der Universität Zürich seinerseits setzte Probanden vor dem Einschlafen für eine halbe Stunde der Strahlung eines Mobiltelefongesprächs aus. Es zeigte sich, dass die Strahlung - im Vergleich zu einer Scheinexposition im Kontrollexperiment - die Hirnstromwellen im Schlaf verändert. Dies wirkte sich aber weder auf Struktur und Dauer der verschiedenen Schlafphasen aus, noch war sie der subjektiv empfundenen Schlafqualität abträglich. Auch Kaffee oder Schlafmittel würden die Hirnströme verändern, ohne zwingend die Schlafqualität zu verschlechtern, sagte Achermann.

Martin Röösli vom Schweizerischen Tropen- und Public Health Institut in Basel untersuchte mit seinem Team, ob Menschen mit starker Strahlenbelastung im Alltag eher unter Beschwerden wie Schlafstörungen oder Kopfweh leiden. Auch er fand keine Hinweise auf Gesundheitsschäden. Die in der Region Basel durchgeführte Studie zeigte auch, dass die durchschnittliche Strahlenbelastung der Bevölkerung weit unter dem gültigen Grenzwert liegt. Der größte Teil der Strahlung stammt von Handys - auch jenen anderer Leute -, von Handyantennen sowie von schnurlosen Telefonen.

Folgestudien seien wichtig, sagte Programmleiter Borbely. Nicht nur, weil unklar sei, ob die nachgewiesenen Effekte im Körper für die Gesundheit von Bedeutung seien. Die Mobilfunktechnik entwickle sich rasant weiter - die Forschung über allfällige Risiken müsse mit dieser Entwicklung Schritt halten. (APA/sda)