Grafik: DER STANDARD

Washington - Die US-Finanzbranche hat Griechenland laut einem Pressebericht geholfen, sein massives Schuldenproblem über Jahre hinweg zu verschleiern. Aufzeichnungen und Gespräche hätten ergeben, dass die Wall Street das EU-Mitgliedsland ein Jahrzehnt lang bei der Umgehung der Stabilitätskriterien der Eurozone geholfen habe, berichtete die New York Times am Sonntag. So habe Athen durch ein Geschäft mit der US-Bank Goldman Sachs Schulden in Milliardenhöhe vor der EU geheim halten können.

2001, kurz nach Griechenlands Zulassung zur Eurozone, habe Goldman Sachs dem Land mehrere Milliarden Dollar geliehen, ohne dass dies öffentlich geworden wäre, berichtete die Zeitung unter Berufung auf mit der Transaktion vertraute Kreise. Statt Griechenland einen offiziellen Kredit zu geben, nutzten die Banker ein spezielles Finanzinstrument, einen sogenannten Cross-Currency-Swap, so Spiegel Online. Mit derartigen Instrumenten werden in Fremdwährungen aufgenommene Staatsschulden in Euro getauscht - und nach einer gewissen Laufzeit wieder zurück.

Selbst als die Haushaltskrise in Griechenland sich ihrem Höhepunkt näherte, suchten US-Banken dem Bericht zufolge nach Wegen, dem Land eine Offenbarung seines Schuldenproblems zu ersparen. Noch Anfang November des Vorjahres sei eine Delegation von Goldman Sachs, angeführt von Top-Manager Gary Cohn, nach Athen gereist, um der in Bedrängnis geratenen Regierung eine Lösung vorzuschlagen, berichtete die NYT unter Berufung auf zwei über das Treffen informierte Personen. Das Konzept hätte Griechenland demnach die Möglichkeit geboten, die Fälligkeit der Schulden des griechischen Gesundheitssystems in eine ferne Zukunft zu verlegen. Auf dieses Angebot sei Athen dann jedoch nicht eingegangen.

Goldman Sachs ließ sich seine Expertise fürstlich entlohnen. Laut New York Times haben die Griechen bis 2009 an das Bankhaus 300 Millionen Dollar, rund 220 Mio. Euro, gezahlt. (AFP, red, DER STANDARD, Printausgabe, 15.2.2010)