Paris/Damaskus - Israel ist nach Angaben aus Regierungskreisen bereit, Friedensverhandlungen mit Syrien jederzeit und ohne Vorbedingungen aufzunehmen. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy habe das Thema am Mittwoch bei seinem Treffen mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu in Paris angesprochen, sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter, der Netanyahu auf der Reise begleitete. Netanyahu habe daraufhin gesagt, dass er "jederzeit" zu einem Treffen mit Syriens Staatschef Bashar al-Assad bereit wäre, um den Friedensprozess ohne Vorbedingungen voranzubringen.

Sarkozy und Netanyahu hatten sich nach ihrer knapp zweistündigen Unterredung nicht öffentlich geäußert. Assad wird am Freitag zu einem Besuch in Paris erwartet. Von der Türkei im Jahr 2008 vermittelte indirekte Verhandlungen zwischen Israel und Syrien sind unterbrochen. Damaskus fordert die bedingungslose Rückgabe der Golan-Höhen, die Israel 1967 besetzt und 1981 ohne völkerrechtliche Wirksamkeit annektiert hatte. Assad wurde am Dienstag von der amtlichen Nachrichtenagentur SANA mit den Worten zitiert, Syrien stelle keine Bedingungen, werde aber nie auf seine "unveräußerlichen Rechte" verzichten.

Lieberman bisher gegen Gespräche

Israels Außenminister Avigdor Lieberman hatte bisher in Interviews erklärt, Friedensgespräche mit Syrien seien unmöglich, weil die Führung in Damaskus "terroristische Organisationen" unterstütze und dem Iran bei dessen Atomprogramm den Rücken stärke. Er könne in Syrien keinen Partner "für welchen Vertrag auch immer" sehen. Realität sei, dass sich die "Hauptquartiere terroristischer Organisationen" wie Hamas und "Islamischer Jihad" in Syrien befänden. Ebenso organisiere Syrien den Waffentransfer für die schiitische Hisbollah im Libanon.

Seit Assads Teilnahme an der Gründung der Mittelmeerunion im Juli vorigen Jahres in Paris haben sich die Beziehungen Syriens zu Frankreich und den meisten europäischen Regierungen deutlich gebessert. Die Mittelmeerunion umfasst die 27 EU-Staaten sowie Algerien, Ägypten, den Libanon, Syrien, Jordanien, Israel, Palästina, Marokko, Mauretanien, Tunesien, die Türkei, Albanien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro. Libyen hatte den Beitritt wegen der Mitgliedschaft Israels verweigert. (APA)